Die Nationalparks in Kanada gehören sicher zu den schönsten Nationalparks der Welt. Klar, sie sind anders als die von uns so geliebten Parks im Süden Afrikas. Aber auch die Natur in Kanada ist atemberaubend schön und ursprünglich. Beeindruckend sind die Berge, Seen und Wasserfälle, die Küsten sind es bei einer Rundreise durch Kanada wert, an ihnen entlang zu schippern und die Wälder laden zu ausgedehnten Spaziergängen oder gar Wanderungen ein. Auch die Tier- und Pflanzenwelt der kanadischen Nationalparks ist sehenswert.
Und einiges kann man tatsächlich auch mit dem Rollstuhl besuchen. Von unseren Erfahrungen im Jasper Nationalpark möchte ich gerne berichten, nicht zuletzt, weil ich bei der Planung unserer Tour lange nach Informationen zur Barrierefreiheit gesucht habe.
Jasper Nationalpark
Der in Alberta gelegene Jasper National Park wurde 1907 gegründet und ist mit seinen 10.878 km² Fläche der größte Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains. Er gehört zum UNESCO Welterbe. Seinen Namen hat er von einem Pelzhandelsposten der Hudson’s Bay Company, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts dort war, wo heute der Ort Jasper liegt.
Im Park gibt es zahlreiche große Tierarten, wie Elch, Wapiti, Dickhornschaf, Bergziege, Puma, Schwarzbär und Grizzly, aber auch Wölfe und Kojoten. Die Tiere sind teilweise wenig scheu, besonders die Wapitis laufen ungeniert durch die Ortschaft Jasper, wie wir selbst mehrfach sehen konnten. Aber auch eine unserer Bärenbegegnungen hatten wir am Ortsrand von Jasper, ebenso wie die Sichtung von Kojoten.
Der Jasper Nationalpark ist deutlich weniger voll als z. B. der Banff Nationalpark. Und wir fanden ihn bei unserer Rundreise durch Kanada, schon weil er mehr barrierefreie Ziele bietet, deutlich sehenswerter.
Pyramid Lake
Der Pyramid Lake ist ein See im Jasper Nationalpark in der kanadischen Provinz Alberta in der Nähe des Pyramid Mountain. Der See ist ca. 1,2 Quadratkilometer groß und liegt auf einer Höhe von 1180 m. Man erreicht den See von Jasper aus auf einer Straße vorbei am Patricia Lake, der vor allem durch seine Spiegelungen ein bekanntes Fotomotiv ist.
Noch sehenswerter ist aber der Pyramid Lake. Hier ist die kleine Insel, die über eine Holzbrücke erreicht werden kann, ein Standard- Fotomotiv. Und, für uns besonders wichtig: Pyramid Island bietet einen Panoramablick von der Mitte des Pyramid Lake und ist über einen mäßig steilen Weg und eine Holzbrücke auch für Rollstuhlfahrer gut zu erreichen. Zudem gibt es hier im Jasper Nationalpark barrierefreie Picknickplätze, die erst 2016 neu verbreitert und gepflastert wurden.
Weg zur Brücke nach Pyramid Island und ein barrierefreier Picknickplatz auf der Insel
Eine Plage: die Bergkiefernkäfer
Was wir rund um Jasper leider sehr deutlich sehen konnten war der Befall der kanadischen Kiefern mit Bergkiefernkäfern, einer Art Borkenkäfer. Die Kiefernwälder, die den Jasper National Park bedecken, sind fast zur Hälfte davon betroffen, was man gut an der roten Färbung der Nadeln erkennen kann. Das Parkmanagent sagt, dass sich aktuell das betroffene Gebiet jedes Jahr ungefähr verdoppelt. Nicht nur sterben die Wälder, gleichzeitig steigt auch das Risiko eines heißeren, schnelleren und damit viel gefährlicheren Waldbrandes durch die toten Bäume mit ihren trockenen Nadeln. Die Provinzregierung versucht daher, die Ausbreitung des Schädlings durch das kontrollierte Abbrennen betroffener Gebiete zu verhindern.
Edith Lake und Annette Lake
Der Edith Lake und der Annette Lake liegen direkt nebeneinander und laden im Sommer auch zum Baden ein. Bei unserem Besuch war es leider viel zu kühl, dennoch ist dies ein Ort, der besonders gut geeignet für Rollstuhlfahrer ist. Hier gibt es Toiletten und Umkleideräume, der Parkplatz ist asphaltiert. Für Rollstuhlfahrer geeignete Picknickplätze und ein Picknickplatz mit Feuerstelle stehen zur Verfügung. Der Lee Trail ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätsbehinderung ausgerichtet. Er führt rund um den Annette-See, ist 2,4 km lang und wurde 2016 neu erweitert und gepflastert.
Maligne Lake
Von unserem Hotel in Hinton aus haben wir uns auf den Yellowhead Highway (H 16) in Richtung Süden begeben und sind kurz vor Jasper links zum Maligne Lake abgebogen. Es war ein schmales Sträßchen, das uns zunächst am Medicine Lake vorbeiführte.
Der Medicine Lake liegt auf einer Höhe von 1.436 m über dem Meeresspiegel und ist sieben Kilometer lang. Der Wasserstand des hauptsächlich von Gletschern gespeisten Sees schwankt im Jahreszeitenzyklus deutlich. Im Sommer, wenn der Schmelzwasserzufluss die mögliche Abflussmenge übersteigt, erreicht er seine höchsten Pegelstände. Aber der Sommer war wohl schon länger vorbei. Denn im See war kaum noch Wasser. Lediglich einige mehr oder weniger zusammenhängende Pfützen deuteten überhaupt darauf hin, dass es sich um einen See handelte. Die Umgebung war ziemlich karg.
Also sind wir am See entlang weiter gefahren, um nach gut 20 km auf das nächste Gewässer zu stoßen: den Maligne Lake. Und es war Sonntag. Und es war sonniges Wetter. Und alle Welt wollte zum Maligne See bzw. war schon da. Alle Parkplätze waren voll, bis wir 2 Parkplätze für Rollstuhlfahrer entdeckten, die neben der Straße lagen. Die Durchfahrt dahin war zwar verboten. Aber das stört ja keinen großen Geist. Und so parkten wir direkt neben dem Restaurant. Dort haben wir erst ein Mal etwas gegessen und getrunken. Das Essen war Großküche für die Massen und nicht besonders gut. Aber es hat uns satt gemacht.
Anschließend hatte ich leichtsinnigerweise die Idee, dass wir ja eine Fahrt über den See mit dem Bötchen machen könnten. Allerdings waren alle Plätze für den ganzen Tag schon ausgebucht, vor allem die für Rollstuhlfahrer. Also keine Bootstour. Stattdessen haben wir uns auf einem Aussichtspunkt ein wenig in die Sonne gesetzt (und diese als Seltenheit genossen), ich habe ein paar Fotos gemacht und bin noch ein Stück am See entlang gewandert. Erstaunlicherweise war an diesem Punkt nicht sehr viel los und wir haben noch gut Leute gucken können.
Der Maligne Lake liegt rund 50 km südlich von Jasper. Er liegt auf einer Höhe von 1670 m, hat eine Oberfläche von knapp 20 km², eine durchschnittliche Tiefe von 100 m und eine Uferlänge von 45 km. Er wird vom Maligne River mit Gletscherwasser gespeist und seine Temperatur steigt nie über 4 °C. Im See liegt mit der Insel Spirit Island eines der Wahrzeichen der kanadischen Rocky Mountains. Im Umland des Sees finden sich im Sommer Grizzlys, Schwarzbären, Rentiere, Wölfe, Elche, Schneeziegen und Dickhornschafe. Weißkopfseeadler und Fischadler ernähren sich vom Fischbestand des Sees.
Der Maligne Lake ist das Fotomotiv schlechthin im Jasper Nationalpark. Direkt am Besucherparkplatz befindet sich das charakteristische rote Bootshaus mit dem Schriftzug „Maligne Lake“ auf dem Dach. Bei unserem Besuch im September war es allerdings leicht mit Schnee bedeckt.
Falls Ihr den Maligne Lake ebenfalls einmal besuchen möchtet: durch das Maligne Valley geht es zu den schönsten Orten des Jasper-Nationalparks*.
Was wir ausgelassen haben: auf halbem Weg zwischen Jasper und Maligne Lake befindet sich der Maligne Canyon. Vom Parkplatz sind es nur einige Meter bis zur Schlucht und zur ersten von insgesamt sechs Brücken im Maligne Canyon. Es gibt einen vier Kilometer langen Rundweg, dieser ist allerdings nicht für Rollstuhlfahrer geeignet.
Bärensichere Müllbehälter
Überall bei einer Rundreise durch Kanada findet man sie: bärensichere Müllbehälter. Bären sind Allesfresser und bequem noch dazu. Volle Müllcontainer oder liegen gelassene Abfälle sind für Schwarzbären oder Grizzlys willkommene Einladungen zum Mahl. Zwangsläufig kann es dadurch zu Konflikten zwischen Mensch und Tier kommen. Denn wenn sich die Allesfresser daran gewöhnen, in besiedelten Gebieten Futter zu bekommen, verlieren sie ihre Scheu. Sie suchen diese Orte immer wieder auf.
Die Müllbehälter verfügen über einen bärensicheren Schließmechanismus mit einer Zieh- und Drehöffnung sowie einer automatischen Verriegelung beim Schließen des Deckels. Ein wenig tricky sind sie zu bedienen, wir haben öfters Personen ein wenig ratlos davor stehen sehen – aber wenn man das System erst einmal begriffen hat, geht es gut.
Icefields Parkway
Der Icefields Parkway ist ein 230 Kilometer langes Teilstück des Highway 93. Der Parkway gilt als eine der schönsten Fernstraßen der Welt und führt durch die Berglandschaft der kanadischen Rocky Mountains zwischen Lake Louise und Jasper. Eine der Hauptsehenswürdigkeiten entlang der Route, die komplett durch Teile der Nationalparks Banff und Jasper führt, ist das Columbia-Eisfeld. Bei unserer Tour haben wir leider wegen schlechten Wetters kaum etwas von den Sehenswürdigkeiten des Icefields Parkways gesehen.
In der Tat gehört wohl die Fahrt über den Icefields Parkway zwischen Lake Louise und Jasper* zu den beeindruckendsten Landschaften Kanadas. Hier kann man endlose Bergketten, zerklüftete, schneebedeckte Spitzen, wunderschöne Gletscher und Wasserfälle bestaunen.
Information und Barrierefreiheit
Im Netz findet man Informationen zur Barrierefreiheit auch auf der offiziellen Seite des Jasper Nationalparks. Wir fanden dies sehr hilfreich für die Planung unseres Besuches dort. Hier einige kurze Hinweise
- Maligne Canyon: Auf dem Hauptparkplatz gibt es Behindertenparkplätze und Toiletten. Der asphaltierte Weg, der dem Restaurant am nächsten liegt, führt am Anfang der Schlucht zu einem Ausblick auf den Fluss.
- Maligne Lake: Behindertenparkplätze und -toiletten bei bzw. in der Maligne Lake Day Lodge. Die ersten 300 m der Mary Shäffer-Loop sind für Rollstuhlfahrer zugänglich und bieten schöne See- und Bergblicke.
- Lake Annette / Lake Edith: Rollstuhlgängige Toiletten und Umkleideräume beim oberen Parkplatz. Der Parkplatz und der Strand sind asphaltiert. Für Rollstuhlfahrer geeignete Picknickplätze und ein Picknickplatz mit Feuerstelle stehen zur Verfügung. Der Lee Trail rund um den Annette-See ist 2,4 km lang und wurde 2016 neu erweitert und gepflastert.
- Pyramid und Patricia Lake: Eine rollstuhlgerechte Toilette gibt es bei Pyramid Island. Pyramid Island bietet einen tollen Panoramablick von der Mitte des Pyramid Lake und ist über einen mäßig steilen Weg und eine Holzbrücke zu erreichen. Pyramid Island und Pyramid Beach bieten barrierefreie Picknickplätze, die erst 2016 neu verbreitert und gepflastert wurden.
Die Naturwunder des Maligne Valley könnt Ihr auch bei einer fünfstündigen Tour* erleben.
Für den Besuch der Nationalparks benötigten wir jeweils eine Eintrittskarte, einen Parks Canada Discovery Pass. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder ein Tagesticket oder eine Jahreskarte. Grob geschätzt, so sagen die Reiseführer, lohnt sich eine Jahreskarte, sobald wir länger als 7 Tage in den Nationalparks sein werden. Ich habe es für Euch einmal genauer ausgerechnet.
MR MIKES SteakhouseCasual in Hinton, Alberta
Wie schon gesagt haben wir in Hinton übernachtet, etwa 80 km nordöstlich vom Örtchen Jasper. Abends waren wir hier bei „Mr. Mikes Steakhouse Casual“ essen. Es war nicht weit weg von unserem Hotel, es hatte inzwischen aufgehört, zu regnen. Deshalb sind wir zu Fuß gegangen, auch wenn es immer noch kalt war.
Es gab ein 6oz Sirloin für den Gatten und Bugaboo Ribs für mich. Der Service war schnell, freundlich und aufmerksam. Das Essen schmeckte uns gut, das Fleisch war zart, die Pommes Frites knusprig.
Alles in allem: durchaus zu empfehlen für einen Besuch!
900 Carmichael Ln, Hinton, AB T7V 1Y6
+1 587-467-8580
Offenlegung: Unsere Reise nach Kanada haben wir vollständig (Anreise, Übernachtungen, Essen, Eintrittsgelder usw.) selbst organisiert und bezahlt. Da wir das Reiseziel usw. bewerben bzw. einen Besuch dort empfehlen, meinen nun verbraucherschützende Gerichte, wir müssten diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.
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Beate (Samstag, 02 Februar 2019 18:48)
wenn ich Deine Berichte mit Schwerpunkt Barrierefreiheit lese, muss ich immer wieder daran denken, wie gut wir alle es haben, die nicht im Rollstuhl unterwegs sind. Und das fängt schon bei der Planung der Reisen an.
Ich bewundere es auch immer wieder, wie Ihr das alles wuppt und wünsche Euch viele weitere beeindruckende Reisen - mit ganz viel Barrierefreiheit!
Liebe Grüße
Beate
PS: Danke für Eure großartigen Fotos aus dem Jasper NP. Sie wecken Erinnerungen ...