Unser Sommerurlaub führte uns 2009 über die Schweiz und die Emilia-Romagna nach Umbrien, in die Nähe des Trasimenischen Sees. Los ging es am Fronleichnamstag. Die erste Tagesetappe endete in der Nähe des Vierwaldstätter Sees und mit einem netten Abendessen im kleinen Örtchen Sempach am gleichnamigen See. Am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Gotthardpass und dann über Oberalp- und Lukmanierpass ins Tessin, weiter bis nach Reggio Emilia, unsrem zweiten Etappenziel.
Das Hauptziel war allerdings Umbrien, eine Region Italiens mit 866.000 Einwohnern, die zwischen der Toskana, Latium und den Marken liegt. Es ist die einzige Region Italiens, die weder eine Meeresküste noch eine Grenze zum Ausland hat. Umbrien wird geprägt von ausgedehnten Bergrücken mit Weidewirtschaft und Ackerbau, Tälern mit intensiver Landwirtschaft und den ausgedehnten Gebirgszügen des Umbrischen Apennins im Osten.
Umbrien und die Marken beginnen gleich hinter der Toskana und sehen zunächst auch ganz ähnlich aus: Hügel mit Olivenhainen, ummauerte Städtchen voller Palazzi,
Kirchtürme und malerischer Plätze; Weinberge, gewundene Straßen durch harmlose Flusstäler, Ausblicke auf Silhouetten von stilsicher aufgereihten Zypressen und Pinien.
Doch die Vorstellung von einer einfachen Fortsetzung der Toskana trügt: Die Berge ziehen sich viel rauer in die Höhenlagen zum Apennin; abseits der Adriaküste und
außerhalb der verstädterten Ebene zwischen Perugia und Spoleto wird die Besiedlung dünn. Die Landschaft wirkt dunkel und rauh, sogar an einem strahlend hellen Sommertag ist das Land ein bißchen
abweisend.
Für zwei Wochen waren wir zu Gast auf La Rogaia. La Rogaia gehört zu Castel Rigone. Das Anwesen erreicht man nach etwa fünf Kilometern Fahrt, davon zwei über Schotterpiste. Wohnen in einer gemütlichen Ferienwohnung mit einer hervorragend ausgestatteten Küche und persönlichen Details oder von der Terrasse vor dem großen Haus den Blick über Wiesen und Olivenhaine genießen - all das findet man in den Hügeln oberhalb des Lago di Trasimeno, in Umbrien an der Grenze zur Toskana. Die Villa La Rogaia ist ohne Zweifel "ein ländliches Feriendomizil mit viel Charme und familiärer Atmosphäre." Und darüber hinaus: rollstuhlgerecht. Die Betreuung durch die Besitzer ist freundlich und persönlich - aber nie aufdringlich. Empfehlungen zum Einkauf, zum guten Essen, die Mitbenutzung des Kräutergartens - kein Problem. Einmal wöchentlich konnte man sich während unseres Aufenthaltes an einem gemeinsamen Grillabend beteiligen. Eine Chance, Mit-Gäste und Eigentümer kennen zu lernen.
Castel Rigone ist ein Teil der Kommune von Passignano sul Trasimeno (Perugia). Das Dorf verteilt sich auf den östlichen Hügeln über dem Trasimenischen See auf einer Höhe von 653 m und hat circa 400 Bewohner. Der Legende nach benutzte es im Jahr 543 n.Chr. der Ostgote Arrigo (oder Rigone), ein Statthalter von Totila, als Operationsbasis um die Belagerung Perugias zu unterstützen. Die Verteidigungsburg wurde gegen Ende des 12.Jhd. errichtet, und bis heute stehen weite Teile der Mauer wie der “Mastio”, drei Türmchen und zwei der Eingangstore sowie das Monterone - und das Ponentetor.
Bummeln oder auf den Markt ging es nach Passignano sul Trasimeno, 289 Meter über dem Meeresspiegel und am nördlichen Ufer des Trasimenischen Sees gelegen. Eine etwas verschlafene Kleinstadt mit nur 5500 Einwohnern. Von der mittelalterlichen Stadt sind nur noch zwei Tore der Stadtmauer und drei Türme erhalten. Der ehemalige Fischerort ist heute ein Hauptanziehungspunkt der Touristenströme am Trasimenischen See, Heimathafen der Seeflotte für die Verbindung zwischen den Inseln und den touristischen Zentren am Ufer des Sees.
Natürlich haben wir unsere Zeit dort für Erholung und Entspannung genutzt, viel gelesen, gut gekocht und die Zeit vertrödelt. Ab und an rief uns aber doch die „Kultur“. Einer unserer ersten Ausflüge führte über die Berge hinab ins Tibertal. Umbertide ist eine Kleinstadt in der umbrischen Provinz Perugia in Italien. Sie liegt am linken Flussufer des Tiber, in einer grünen Hügellandschaft, die vom Monte Acuto mit seinen 926 Metern dominiert wird.
Von dort ging es weiter entlang des Tiber. Città di Castello liegt im oberen Tiber-Tal, der Valtiberina, im Nordzipfel Umbriens an der Grenze zu den benachbarten Regionen Toskana und Marken. Città di Castello ist etruskischen Ursprungs. Im Jahr 89 v. Chr. wurde sie römisches municipium unter dem Namen Tifernum Tiberinum. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert von den Ostgoten unter ihrem König Totila verwüstet. Seit der frühen Neuzeit stand die Stadt unter der Signoria verschiedener Familien, von denen sich schließlich die Vitelli durchsetzten (für die Antonio da Sangallo der Jüngere einen sehenswerten Renaissance-Palast erbaute). Cesare Borgia verleibte die Stadt für seinen Vater Papst Alexander VI. dem Kirchenstaat ein.
Città di Castello lockt auch mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Pecorino, Salami, Wildschweinwürsten, Schinken und Trüffeln; die Stadt ist schließlich auch für ihre traditionellen Keramikwerkstätten bekannt.
Natürlich haben wir uns auch einmal auf den Weg an den See gemacht. Die Gemeinde Castiglione del Lago liegt 302 m über dem Meeresspiegel am Westufer des Trasimenischen Sees und ist der größte Ort am See. An der Stelle des heutigen Ortes war in der Vorzeit die vierte Insel, von der durch das kontinuierliche Absinken des Wasserspiegels seit dem Mittelalter eine hügelige Halbinsel zurück blieb. Bereits in der Pfahlbauten-Kultur besiedelt, war Castiglione in der Etruskerzeit ein wichtiges Zentrum. Unter römischer Herrschaft wurde am selben Ort eine neue Stadt, Novum Clusium gegründet, die bei Plinius erwähnt wird.
Gegen Ende des 11. Jahrhunderts gehörte der Ort zum immer mächtiger werdenden Stadtstaat Perugia. Friedrich II. ließ dann die Burg zur Rocca del Leone (Löwenburg) ausbauen, was später zum heutigen Namen Castiglione führte. Die Burg zählte zu den größten Europas und galt als uneinnehmbar. Nach wechselvoller Geschichte wurde Castiglione im 18. Jahrhundert Teil des Kirchenstaates. Mit der gut erhaltenen Stadtmauer und der Burg präsentiert sich die Stadt ganz mittelalterlich.
Besonders beeindruckend war Orvieto, die mittelalterliche Stadt auf dem Felsen. Dieser Stadtfelsen ist von einem Labyrinth von Kellern, Gängen und riesigen Zisternen durchzogen, von dem ein kleiner Teil wieder für die Besichtigung erschlossen wurde. Zahlreiche in Straßenzeilen angeordnete etruskische Gräber finden sich direkt unterhalb des Stadtfelsens, und auf den Hängen gegenüber der Stadt gab es Grabstätten mit Ausmalung.
Es wird vermutet, dass Orvieto (Urbs Vetus = alte Stadt) der mittelalterliche Name und Standort der etruskischen Stadt Velzna (römisch Volsinii) ist, einer der zwölf Bundeshauptstädte des etruskischen Reiches. Orvieto war zeitweise Residenz der Päpste des Mittelalters. Clemens VII. musste hierher 1527 fliehen, nachdem Rom zerstört worden war.
Durch die Lage der Stadt ist das wichtigste Gebäude, der Dom, schon von Weitem zu erkennen. Anlass, den Dom zu bauen, war das Blutwunder im nahe gelegenen Städtchen Bolsena im Jahr 1263, bei dem aus einer Hostie während der Wandlung Blut getropft sein soll. Dieses Blutwunder bildete die Grundlage des Fronleichnamsfestes.
Der Dom gehört zu der großen Anzahl bedeutender Bauwerke, die im ausgehenden 13. Jhd. geplant wurden. Er wurde 1288 wahrscheinlich unter Arnolfo di Cambio (1240-1302) begonnen, der einige Jahre später den Dom und den Palazzo Vecchio von Florenz bauen sollte. 1308 war der Rohbau ohne Dach und Fassade fertig.
Was ist eine Reise in die Mitte Italiens ohne einen Besuch in Assisi? Selbstverständlich stand dies auch auf unserem Wunschzettel. Und die kleine Stadt des heiligen Franz hat uns nicht enttäuscht. An einem mit Unwetter drohenden Tag fuhren wir über Perugia dorthin - und: Franz sei Dank - das Wetter hielt, ja, die Sonne schien sogar.
Schon bei unserer Ankunft in Assisi parkten wir vor einem der zahlreichen Andenkenläden der Stadt: neben den typisch italienischen Andenken aus Olivenholz gibt es hier aber noch viel Wichtigeres zu kaufen: Statuen, Bilder des heiligen Franz und auch der heiligen Klara - in allen Größen, Stilen, Farben und Preisklassen.
Man kommt nicht daran vorbei: Assisi ist Geburtsort des Hl. Franz von Assisi, des Gründers der Minderen Brüder (heute: Franziskaner oder Minoriten) und der Hl. Klara, der Gründerin des Klarissenordens. Sie liegt ganz in der Nähe der Regionalhauptstadt Perugia. Das mittelalterliche Stadtbild mit Stadtmauer und Festungsruine Rocca Maggiore ist noch gut erhalten und wurde im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt.
Der Ort wurde von den Römern terrassenförmig auf einem Felsrücken an der Westseite des Monte Subasio errichtet. Aus römischer Zeit finden sich heute noch die Stadtmauern, das Forum (oder Marktplatz Piazza del Comune), ein Theater, ein Amphitheater. Dort, wo sich heute die Kirche Santa Maria sopra Minerva befindet stand einst ein der Minerva geweihter Tempel. Im Jahre 545 wurde der Ort größtenteils von den Ostgoten zerstört, geriet später unter die Herrschaft der Lombarden und wurde danach den Grafen von Spoleto unterstellt.
Im Jahre 1181/1182 wurde hier der Hl. Franz von Assisi geboren, im Jahre 1197, drei Jahre nach seiner Geburt auf dem Marktplatz von Jesi, wurde der spätere Kaiser Friedrich II. in Assisi getauft.
All diese Geschichte prägt das Stadtbild, es ist weitgehend autofrei (wie im übrigen viele der mittelitalienischen Städte, die wir besuchten), es ist mittelalterlich und man meint, hinter jeder Strassenbiegung käme gleich ein Ritter, ein "minderer Bruder" oder auch einfach nur mittelalterliches Landvolk...
Zu einem Besuch in Assisi gehört natürlich ein Besuch der Doppelkirche San Francesco, mit deren Bau 1228 begonnen wurde (in drei Ebenen am westlichen Ende der Stadt errichtet), wurde. Sie wurde am 26. September 1997 bei einem schweren Erdbeben stark beschädigt, wobei vier Menschen ums Leben kamen. Die bei dem Erdbeben beschädigten unter anderem von Giotto und Cimabue stammenden Fresken in der Ober- und Unterkirche (um 1300 begonnen) wurden inzwischen restauriert. Bei einem Besuch der Kirche kann man sie besichtigen, das Fotografieren ist allerdings strengstens verboten (und die Einhaltung dieses Verbots wird auch genau kontrolliert). Die Basilika San Francesco gehört wie die anderen franziskanischen Pilgerstätten in Assisi seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die zweite, sehr sehenswerte Kirche in Assisi ist die Basilika Santa Chiara, die der heiligen Klara von Assisi geweiht ist. Die Errichtung der Kirche und des danebenliegenden Klosters begann im Jahre 1257, drei Jahre nach dem Tod der heiligen Klara und ein Jahr nach ihrer Heilig-sprechung. Bis dahin hatten die Nonnen im Kloster von San Damiano gewohnt. An der Stelle der Kirche stand zuvor die Kirche San Giorgio, die die Gebeine des heiligen Franz von Assisi enthielt, bis diese im Jahr 1230 in die Basilika San Francesco überführt worden waren. Das Holzkreuz aus der Kapelle ist jenes Kreuz aus San Damiano, von dem herab Christus zu Franziskus gesprochen haben soll "Geh, bau meine Kirche wieder auf." Auch heute werden dort noch Reliquien des Heiligen und der Hl. Klara aufbewahrt.
Nicht nur Umbrien sollte es sein, auch in die Toskana wollten wir einmal während unserer Reise den Fuß setzen. Also fuhren wir an einem bedeckten Tag zum Bummeln und Stadt besichtigen nach Arezzo, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und viertgrößte Stadt der Toskana. Mit seinen Kaufherren-palästen, Patrizierhäusern und Sakralbauten ist Arezzo ein Juwel mittelalterlicher Architektur und Kultur. Die Stadt ist etruskischen Ursprungs (sie gehörte zu den zwölf mächtigsten etruskischen Städten und zum Zwölfstädtebund) und an der antiken Via Cassia gelegen.
Was ist besonders sehenswert in dieser mittelalterlichen Stadt mit breiten Einkaufsstrassen und modernen Geschäften? Il Duomo – der 1033 vollendete Dom, dessen großformatige Glasgemälde von Fra Guillaume de Marcillat besonders sehenswert sind und die schräg abfallende Piazza Grande mit der Kirche Santa Maria della Pieve und dem monumentalen Palazzo delle Logge, der Ende des 16. Jahrhunderts ebenfalls nach Plänen von Vasari errichtet wurde.
Ihr Kunsthandwerk machte die Stadt reich, vor allem die berühmten „Aretiner Vasen“ und die lebendig gebliebene Tradition der Schmuckherstellung. Weit über die Grenzen der Region hinaus ist Arezzo seither bekannt für seine Schmuckindustrie. Viele Hunderte von Handwerks- und Industriebetrieben tragen dazu bei, dass Arezzo als wohlhabend gilt. Pro Monat werden in der Stadt mehr als zehn Tonnen Gold verarbeitet. Außerdem kommen viele Besucher wegen des Antiquitäten-Markts und vieler Antiquitäten-Geschäfte. In jüngster Zeit ist Arezzo Filmstadt geworden. Auf der Piazza Grande und dem Corso Italia wurden einige Szenen aus Roberto Benignis preisgekröntem Film „Das Leben ist schön“ („La Vita è Bella“) gedreht.
Natürlich war auch die Provinzhauptstadt auf unserer to-do-Liste und so haben wir auch Perugia, die Hauptstadt der Region Umbrien und der Provinz Perugia, besucht. Auch hier ist der Stadtkern autofrei, geparkt wird in zahlreichen Tiefgaragen und Parkhäusern am Rande der Altstadt. Hinauf auf den Felsen kommt man dann entweder zu Fuß, mit dem Aufzug oder, ganz spannend, durch die Keller der Stadt mit Rolltreppen. Perugia hat etwa 158.000 Einwohner – und zahlreiche ausländische (Erasmus-) Studenten, denn hier gibt es eine spezielle Ausländeruniversität.
Die Stadt wurde ursprünglich von den Etruskern auf einem markanten Hügel (493 m) über der Ebene gegründet, ihr antiker Name ist Perusia. Sie gehörte zu den zwölf mächtigsten etruskischen Städten und zum Zwölfstädtebund. Die Stadt war lange Zeit eine treue Verbündete Roms gegen den Kaiser. 1198 löste sich Perugia auch offiziell von der kaiserlichen Autorität, indem sie sich unter den Schutz des Papstes Innozenz III. stellte. Beherrscht wurde sie von guelfischen Kaufleuten, die sie zu dem einzigen bedeutenden umbrischen Handelszentrum machten, ähnlich den toskanischen Stadtstaaten. Die guelfische Ausrichtung der Stadt bedeutete aber nicht, dass es zu keinen Schwierigkeiten mit dem angeblich beschützenden Kirchenstaat gekommen wäre. Im sogenannten „Salzkrieg“ unterlagen dann die Peruginer 1540 Papst Paul III. Sie hatten sich geweigert, eine neue Salzsteuer zu akzeptieren, und der Papst handelte drastisch. Innerhalb kürzester Zeit – von 1540–1543 – ließ er, um die Stadt endgültig unter Kontrolle zu halten, eine Festungsanlage auf dem Colle Landone durch Antonio da Sangallo erstellen, die nach ihrem Erbauer Rocca Paolina genannt wird. Mehr als drei Jahrhunderte lang blieb Perugia dem Kirchenstaat unterworfen. Seit dem Salzkrieg backen die Peruginer übrigens ihr Brot ohne Salz - ein lang dauernder Boykott! Zweimal wurde die Herrschaft der Kirche unterbrochen: 1798/99 nach dem Einmarsch französischer Truppen und 1809–1814 nach einem Jahrzehnt der kirchlichen Restauration als Teil des napoleonischen Kaiserreiches. Die Aufstände von 1831 und 1848 wurde von der Kirche niedergeschlagen. Am 14. September 1860 marschierten Piemonteser Truppen in Perugia ein. Umbrien wurde dem neuen italienischen Staat eingegliedert.
Vor einigen Jahren wurden diejenigen Stadtteile, die nach dem Sieg des Papstes verschüttet worden waren, wieder freigelegt und bilden heute am Berghang eine eigene Stadt unter der oberen „offiziellen“ Stadt, in der Rolltreppen, Geschäfte ähnlich wie bei U-Bahn-Anlagen untergebracht sind. Die auf dem Berg liegende Altstadt bietet viele enge Gassen mit Flair und zahlreiche interessante Kulturdenkmäler, darunter den Arco Etrusco, ein Bogenbauwerk aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die mittelalterliche Fontana Maggiore, die den Peruginern als der schönste Brunnen der Welt gilt, und den Palazzo dei Priori mit seiner außergewöhnlichen Außentreppe, in dessen Räumen die Nationalgalerie Umbriens untergebracht ist. Berühmtester Sohn der Stadt ist der Maler Pietro Vannucci, genannt Perugino, im Collegio del Cambio sind Fresken von ihm zu sehen. Im Zentrum der Altstadt liegt der Corso Vannucci mit seinen Geschäften und Cafés.
Michael berichtet im übrigen auch über Abstellbare Wasserfälle und Slow Food in Umbrien.
Unsere Heimfahrt traten wir dann über das Veneto an. In aller Ruhe, mit einigen Gewittern und Regengüssen unterwegs erreichten wir Creazzo bei Vicenza.
Vicenza ist eine Kunst- und Industriestadt im nördlichen Italien mit etwa 110.000 Einwohnern. Sie liegt in der Region Venetien etwa 60 km nordwestlich von Venedig und 200 Kilometer östlich von Mailand. Vicenza gehört zu den reichsten Städten Italiens.
Die Stadt weist eine große Zahl von Palazzi aus dem 15. bis 18. Jahrhundert auf, von denen die bekanntesten von Andrea Palladio stammen. Die wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind die Villa La Rotonda und die Basilica, zwei Hauptwerke Palladios. Auch das Teatro Olimpico, das erste nachantike freistehende Theatergebäude Europas, ist ein Werk Palladios. Das Zentrum wird beherrscht vom Hauptplatz, der Piazza dei Signori. Die Basilica mit ihrem markanten Tonnengewölbe ist eigentlich keine Basilika im klassischen Sinne, sondern vom Erbauer so nach antikem Vorbild benannt. Überragt wird der Platz von einem beeindruckenden Turm, dem Torre di Piazza, der fast 80 m Höhe erreicht und aus dem 12. Jahrhundert stammt.
Andrea di Pietro della Gondola, genannt Palladio (* 30. November 1508 in Padua: † 19. August 1580 in Vicenza) war der bedeutendste Architekt der Renaissance in Oberitalien und Begründer des Palladianismus. Seine Vorbilder waren die römische Antike und andererseits die großen Architekten der italienischen Renaissance, vor allem Bramante, Michelangelo, Sanmicheli und Sansovino. Die Vorbilder werden jedoch niemals pedantisch imitiert, sondern immer schöpferisch und eigenwillig für die jeweilige Bauaufgabe fruchtbar gemacht. Sein Ziel ist eine Architektur, bei der unter Beachtung ästhetischer Prinzipien von Proportion und Ausgewogenheit die Anforderungen an die Baufunktion, an die praktischen und ideellen Bedürfnissen des Auftraggebers ebenso berücksichtigt werden wie die Bedingungen, die sich aus den Gegebenheiten des Bauplatzes ergeben. Das Ergebnis ist die einzigartige Harmonie und Eleganz seiner Bauten.
Das Teatro Olimpico in Vicenza ist das erste freistehende autonome Theatergebäude, das seit der Antike in Europa errichtet wurde. Architekt des Theaters war Andrea Palladio.
Das Theater wurde nach dem Schema eines römischen Theaters erbaut. Es besteht aus dem Zuschauerraum (Cavea), der Bühne (Orchestra) und dem Bühnenhaus (Skene), die gemäß dem Spielort für die klassische Tragödie als Palastfront (Proszenium) ausgebildet ist. Wie bei allen seinen Bauten geht Palladio jedoch frei mit den antiken Vorgaben um: Der Zuschauerraum, in dem rund 800 Personen Platz haben, ist ein Halboval mit 14 stufenförmigen Sitzreihen. Abgeschlossen wird er von einem Säulengang mit Balustraden (Exedra). Die Statuen darauf, geschaffen von Giacomo Cassetti, wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts zu Ehren der Gründer der Akademie aufgestellt. Im Gegensatz zu einem römischen Theater ist Palladios Bau überdacht. Der gemalte Himmel über der Cavea spielt jedoch auf das klassische Theater unter freiem Himmel an.
Die Bühnenwand gibt durch drei Portale den Blick auf eine Kulissenstadt – ein idealisiertes Theben – frei. Um die Illusion von Tiefe zu verstärken, steigt der Bühnenboden an und die Häuser sind perspektivisch verkleinert. Die Szenerie mutet 100-200 Meter Tiefe an, ist aber in Wirklichkeit nur 12 Meter. Eigentlich wurde die Kulissenstadt für die Aufführung von „König Ödipus“ erstellt, verblieb aber nach der Aufführung stehen und dient seither für alle Vorstellungen als Bühnenbild. In den Ädikulen, die wie Blindfenster ausgebildet sind, stehen lebensgroße Figuren von Akademiemitgliedern.
Der eigentliche Name dieser Villa ist Villa Rotonda Capra oder Villa Almerico, aber bekannt ist sie unter dem Namen La Rotonda. Entworfen wurde auch sie von dem italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio. Die Villa wurde etwa 1567–1571 geplant und erbaut. Bauherr war Paolo Almerico, ein hoher Beamter des päpstlichen Hofstaates.
Die Villa liegt auf einer Anhöhe am Stadtrand von Vicenza. Von hier aus hat man in alle vier Richtungen einen wunderbaren Blick über die venetische Landschaft.
„Die Lage gehört zu den anmutigsten und erfreulichsten, die man finden kann. Das Haus liegt auf einem leicht zu besteigenden Hügel, der auf der einen Seite vom Bacchiglione, einem schiffbaren Fluss, begrenzt wird, und auf der anderen Seite von weiteren lieblichen Hügeln umgeben ist, die wie ein großes Theater wirken [...]“ – Andrea Palladio: Die vier Bücher zur Architektur
Verona liegt an der Etsch und war erst ab 89 v. Chr. römische Kolonie. Das gut erhaltene Amphitheater - die Arena - entstand erst mehr als ein Jahrhundert später. Erst als Kolonie des Kaisers Augustus wurde Verona eine große, blühende Stadt.
Ansonsten war es kriegerisch: die Geschichte Veronas weist zahlreiche Schlachten auf. Decius schlug hier 249 den Kaiser Philippus Arabs, Konstantin 312 den Pompejanus. 403 gelang Stilicho hier ein Sieg über Alarich. Attila plünderte und verwüstete 452 die Stadt. Dann war sie Residenz des Ostgotenkönigs Theoderich, der hier 489 den Odoaker besiegt hatte und daher in der Sage Dietrich von Bern heißt, wobei Bern der altdeutsche Name für Verona ist. Im 5. bzw. 6. Jahrhundert war Verona nicht nur Residenz der Ostgoten, sondern auch für den Langobardenkönig Alboin, bis es an das fränkische Reich kam. Ab 952 gehörte Verona zur Markgrafschaft Verona und damit zum Herzogtum Bayern und bzw. (ab 976) zu Kärnten. Erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde Verona selbständig und besaß eigene Stadtrechte. 1184 fand das Konzil von Verona statt.
Im Kampf gegen Kaiser Friedrich I. stand Verona mit an der Spitze des Lombardischen Städtebundes. Darauf wurde es durch die Parteikämpfe der Adelsparteien, der Montecchi (Ghibellinen) und der San Bonifazios (Guelfen), erschüttert. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts bemächtigten sich die Ezzelini, die Beschützer der Montecchi, der Stadt. Nach dem Tod Ezzelinos da Romano (1259) wählten die Veroneser 1260 Mastino I. della Scala zum Oberhaupt, dessen Familie 127 Jahre lang herrschte und unter Cangrande I. della Scala ihre höchste Macht und Blüte erreichte.
1387 kam Verona unter Mailands, 1405 unter Venedigs Herrschaft. Nach dem Ende der Republik ging Verona im Frieden von Campo Formio 1797 an Österreich; der vorherige, antifranzösische Aufstand der Veroneser zu Ostern wurde blutig niedergeschlagen. 1866 kam Verona als Ergebnis des Deutschen Kriegs zum Königreich Italien. Unter österreichischer Herrschaft war die Stadt Teil des oberitalienischen Festungsvierecks, das 1815 zur Verteidigung der österreichischen Besitztümer in Italien in den Orten Peschiera, Mantua, Legnago und Verona errichtet wurde. Der Ausbau wurde zwischen 1833 und 1866 von österreichischen Pionieren nach Plänen des Ingenieurgenerals Franz Scholl vorgenommen.
Heute ist die Stadt durch die Nähe zum Gardasee und zu Venedig ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und wirtschaftliches Zentrum der Region Venetien. Von der Bedeutung Veronas als politischem und wirtschaftlichem Zentrum zeugen heute noch etliche Monumente, angefangen von der Arena bis zum Römischen Theater, vom Gavi-Bogen bis zum Stadttor Porta Borsari, von dem Grabungsgebiet der Porta Leoni bis zu den Scavi Scaligeri.
Das gut erhaltene und in das heutige Stadtbild mit einbezogene Amphitheater (Arena) wurde wahrscheinlich unter Antoninus um 50 n. Chr. erbaut. Es entstand zur gleichen Zeit wie das Kolosseum in Rom und ist somit eines der frühesten Beispiele für ein von den Römern fortentwickeltes, in Form eines geschlossenen Ovals angelegtes Amphitheater. Das Bauwerk ist 152 m lang, 123 m breit und hat einen Umfang von 435 m. Die klassisch gegliederte Fassade besteht aus zweigeschossigen Arkadenbögen; man muss sich das Original jedoch mit einer zusätzlichen Außenmauer aus rosafarbenem Marmor vorstellen. Das Innere der Arena besteht aus 45 Sitzreihen, welche 45cm hoch und 45cm tief sind, mit etwa 22.000 Plätzen. Im Sommer finden in der Arena die berühmten Opernfestspiele statt. Umgeben ist die Arena von der Piazza Bra mit dem 1730 angelegten, gepflasterten Listone. Der breite Bürgersteig mit vielen Restaurants verläuft vor den Fassaden der Palazzi auf der Westseite des Platzes.
Historische Fassaden aus verschiedenen Jahrhunderten umgeben die Piazza delle Erbe, Marktplatz und Versammlungsort der mittelalterlichen Stadtrepublik. An der dem Durchgang zur Piazza dei Signori gegenüber-liegenden Schmalseite des Platzes stehen der wuchtige, an römische Barockbauten erinnernde Palazzo Maffei von 1668 und der mittelalterliche Uhrturm Torre del Gardello aus dem 14. Jahrhundert. Davor ragt eine Marmorsäule mit dem geflügelten Markuslöwen empor. Die mittelalterlichen Bürgerhäuser der Casa dei Mazzanti mit ihren Fresken begrenzen den Platz nach Osten. Im Zentrum thront über einem antiken Brunnenbecken die schon bald nach der Errichtung im 14. Jahrhundert zum Symbol der Stadt gekürte "Madonna Verona".
Von der Piazza delle Erbe sind es nur wenige Schritte zum Haus der Julia mit dem berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte. Für die Figuren in dem Schauspiel Romeo und Julia von Shakespeare gab es keine historischen Vorbilder und auch keinen Balkon der Julia. Angeblich wurde dieser Balkon von den Veronesern als touristische Attraktion gebaut. Was heute als Haus der Julia zur Besichtigung angeboten wird, ist immerhin der Rest eines großen palastartigen Baues, der im 14. Jahrhundert im Besitz der Familie Capuleti war (Montagues und Capulets). Das immerhin stimmt. Als wir in Verona waren, war leider kein Durchkommen zum Haus - Hollywood drehte grad einen neuen Film mit Amanda Seyfried und Vanessa Redgrave in den Hauptrollen: "Briefe an Julia"
Leider geht auch alles Schöne einmal zu Ende und so hieß es schließlich die Heimreise antreten. Aber ein kleiner Schlenker war schon noch erlaubt, bevor es ernst wurde.
Bassano del Grappa ist eine italienische Stadt in der Provinz Vicenza, Venetien mit ca. 40.000 Einwohnern. Sie liegt an der Brenta und auf einer Höhe von 129 m ü. NN und verfügt über eine Fläche von 46 km². Archäologische Befunde belegen eine Besiedlung ab dem 2. Jahrhundert. Im Jahre 998 werden eine Burg und eine Pfarrkirche in Quellen erwähnt. Ab 1175 gehörte die Stadt zu Vicenza, danach auch zu Padua, bis sie 1404 unter venezianische Herrschaft kam. Nach den von Napoleons Feldzügen verursachten politischen Umwälzungen in Oberitalien und wechselnden Zugehörigkeiten kam Bassano schließlich 1866 zu Italien.
Touristisch interessant sind die zahlreichen Grappa-Destillerien. Der Name der Stadt hat jedoch nichts mit dem Tresterbrand zu tun, sondern kommt vom benachbarten Berg Monte Grappa, der im Ersten Weltkrieg Schauplatz schwerer Kämpfe war. Heute ist der Berg eines der beliebtesten europäischen Fluggebiete für Drachen- und Gleitschirmflieger. Für die Stadt ist darüber hinaus die keramische Industrie wirtschaftlich bedeutend. Hervorzuheben ist besonders die bereits im 13. Jahrhundert entstandene und mehrfach erneuerte Holzbrücke Ponte degli Alpi nach Entwurf von Andrea Palladio über die Brenta.
Durch das Brenta-Tal und über den Brenner, bei strahlend blauem Sommerwetter tat es uns wirklich leid, nicht länger verweilen zu können. Ein letzter Zwischenstopp in München genauer in Zorneding und dann hatte uns der Alltag wieder. Aber: wir kommen wieder, keine Frage.