Das ruhige Plätschern des Wassers und das sanfte Wiegen des rollstuhlgerechten Hausboots begrüßen uns, als wir uns auf unseren Hausboot-Törn auf der Havel vorbereiten. Zum wiederholten Mal haben wir ein barrierefreies Bunbo, ein lustig buntes Holzboot gemietet, um damit eine Woche in der Natur zu verbringen. Das Bunbo ist ein Zuhause auf dem Wasser, entworfen, um allen Menschen, unabhängig von ihrer Mobilität, Zugang zur Schönheit der Natur zu ermöglichen. Die Marina liegt in Brandenburg-Plaue, einem wirklich malerischen Ausgangspunkt für unser Abenteuer.
Für uns "alte Hasen" mit Sportbootführerschein ist es einfach (für diejenigen ohne die Fahrerlaubnis beginnt der Törn mit einer Testfahrt und einem Fragebogentest, dieser sogen. Charterschein gilt jeweils für eine Tour und kostet € extra - aber auch den kann man als Rollstuhlfahrer machen), viele Mitarbeiter*innen kennen uns und heißen uns fröhlich und mit offenen Armen willkommen. Es geht recht schnell mit der Übernahme des Bootes und der immer erforderlichen Einweisung und schon bald starten wir mit dem Ziel, die Natur zu erkunden und pure Entspannung zu genießen.
Einkauf, Bootsübernahme und Start der Tour in Brandenburg-Plaue
Bei Chartern eines Hausbootes gibt es Übergabetermine. Für uns bedeutete dies: samstags ab 14 Uhr würden wir unser Boot übernehmen können. Da die Strecke vom Rhein bis Brandenburg an der Havel sich doch ein wenig zieht und der Gatte alles ist, nur kein Frühaufsteher, haben wir auch dieses Mal beschlossen, auf dem Hinweg zur Hausboottour auf der Havel Freunde in Braunschweig zu treffen und dort eine Nacht zu bleiben.
Schon gegen 12 Uhr sind wir samstags in Brandenburg-Plaue eingetroffen. Wir haben uns gleich auf dem Weg zum örtlichen Supermarkt gemacht. Hier hatte ich wieder einmal die Möglichkeit der Bestellung über das Internet genutzt: Beim REWE Abholservice konnte ich unseren Supermarkteinkauf nach unserer Einkaufsliste für die Woche auf dem Hausboot bequem schon zu Hause online bestellen. Statt am Anreisetag noch durch die unbekannten Gänge eines fremden Supermarktes zu irren, konnte ich alles schnell und fertig gepackt auf dem Weg zur Marina abholen. Und im Markt gibt es einen Bäcker mit knusprigen Brötchen, frischem Brot und leckerem Kuchen - Herz, was willst Du mehr? Es war wirklich bequem: Unser gesamter Einkauf wartete gekühlt und fertig gepackt auf uns.
Dann haben wir uns nach der Bootsübernahme von der Marina aus mit unserem rollstuhlgerechten Hausboot (Bunbo) auf der Havel Richtung Pritzerbe auf den Weg nach Norden gemacht. Unsere Reise begann mit einem sanften Gleiten über die ruhigen Gewässer der Havel, begleitet von einem Gefühl der Freiheit und des Abenteuers. Die Havel ist hier ein breiter und malerischer Fluss, der sich durch Brandenburg schlängelt. Man hat immer die Chance auf eine Fülle an Naturerlebnissen und entspannenden Momenten. Das Wetter war gemischt: Wolken und Sonne. Auf der Havel war es recht ruhig, es waren nicht mehr so viele Boote unterwegs.
Naturerlebnisse entlang der Havel
Unsere Fahrt führt uns behutsam nach Norden entlang der Havel, vorbei am malerischen Ufer und den ersten Dörfern. Der Fluss bot uns immer wieder neue Perspektiven. Wir begegneten majestätischen
Schwänen, die elegant über das Wasser glitten, und beobachteten, wie Reiher am Ufer nach Beute suchten. Die Farben des Herbstes spiegelten sich im klaren Wasser wider, und das sanfte Rauschen des
Flusses begleitete uns auf unserer Reise.
Wir entdecken einen schönen Ankerplatz am Ufer, umgeben von majestätischen Bäumen und dem dichten Schilfgürtel. Hier, inmitten der Natur, haben wir tatsächlich mehrere Nächte verbracht, umgeben
von der Natur und in Ruhe und Frieden. Der Blick in die Weite des Flusses beruhigt. Am Ufer sahen wir den Fischer, der seinen Fang aus den ausgelegten Reusen holte, während das Wasser leise
plätschernd an den Bootsrumpf schlug. Die Fischreusen der wenigen, noch arbeitenden Havelfischer erkennt man an den ausgesteckten Stangen und einer Boje am Ende. Sonst durchbricht gelegentlich
ein springender Fisch mit einem leisen Plätschern die Ruhe oder man entdeckt einen Kormoran auf Beutezug.
Die Hausboote sind nicht unbedingt elegant, eher sind es kleine Holzkisten in fröhlich bunten Farben, die auf dem Wasser nicht besonders schnell oder wendig sind. Aber sie haben es in sich! Es gibt eine durchdachte Innenaufteilung, es gibt alles, was man in einer Ferienwohnung so braucht. Und dafür, dass wir uns an Bord rundum wohl und wie zu Hause fühlen, sorgen viele liebevolle und nützliche Kleinigkeiten wie
- Das Bad ist nicht groß, aber geräumig (und in der barrierefreien Version für Rollstuhlfahrer wirklich ohne Probleme und mit geschickt platzierten Griffen, Duschsitz usw. gut zu benutzen)
- Die Küchenzeile ist so ausgestattet, dass das Kochen ein Kinderspiel ist. Neben der üblichen Ausstattung mit Besteck, Geschirr und Töpfen gibt es eine tolle geschmiedete Pfanne (falls das Wetter das Steak auf dem Grill verbietet) und es gibt sagenhaft scharfe Messer
- Falls das Wetter es einmal nicht so gut meint, gibt es ein Sofa, auf dem man sich mit einem spannenden Buch lümmeln kann, auf den normalen Bungalowbooten sogar einen Holzofen für noch mehr Gemütlichkeit (auf den barrierefreien Booten sorgt die Gasheizung für Wärme)
Eine Reise durch Geschichte und Gegenwart durch Brandenburg an der Havel
Dann aber war es Zeit, einmal aufzubrechen. Unsere Fahrt führt uns mit unserem rollstuhlgerechten Hausboot weiter durch Brandenburg an der Havel, eine Stadt mit einer reichen Geschichte und
pulsierendem Leben. Wir glitten über die Brandenburger Havel und den Silokanal, vorbei an historischen Gebäuden und lebendigen Uferpromenaden. Die Stadt offenbart ihre Schätze, während wir
gemächlich durch ihre Gewässer gleiten.
Schnell ist man nicht, mit einem Bunbo Hausboot. Wenn man nicht zu viel Kraftstoff verbrauchen will legt man vielleicht 5-6 km in der Stunde zurück. Und während man sich so langsam seinem
nächsten Ziel nähert, gleitet man ruhig durch die abwechslungsreiche Landschaft der Havelauen: Wald, Wiesen, Felder, Seitenarme mit viel Schilf, im Hintergrund ein einsamer Kirchturm.
Unser nächster Zwischenstopp am Beetzsee verspricht wieder eine ruhige Nacht mit einem stimmungsvollen Sonnenaufgang. Wir ankern in einer Bucht nahe dem malerischen Dorf Radewege auf dem See. Das klare Wasser und der weite Horizont schenkten uns fernab der Hektik des Alltags Momente der Ruhe und Besinnung.
Rückkehr nach Brandenburg: Ein Abschied mit Wehmut
Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von den malerischen Gewässern des Beetzsees. Unsere Rückfahrt durch Brandenburg an der Havel ist geprägt von einer gewissen Wehmut, denn wir wissen,
unser Törn geht dem Ende entgegen. Wir lassen die lebendige Stadt hinter uns und tauchen ein in die offene Weite des Breitlingsees.
Unsere vorletzte Nacht verbringen wir in der Nähe der Kanincheninsel, einem schönen und ruhigen. Schon am Abend zieht allerdings ein stärkerer Wind auf, wir kontrollieren wiederholt unsere beiden
Pfahlanker. Heute war es nichts mit einem leisen Plätschern des Wassers. Dennoch, unsere Nacht war auch ohne eine stille Natur erholsam.
Der Wetterbericht am nächsten Morgen begrüßt uns mit der Warnung vor orkanartigen Böen, Regen und ganz allgemein dem Versprechen eines ungemütlichen Tages. So beschließen wir, geruhsam zur Marina zurückzukehren und unsere letzte Nacht dort an Bord zu verbringen, sicher vertäut am Steg und den benachbarten Bunbos.
Fazit: Eine Reise für die Seele
Die Havel, mit ihren geheimnisvollen Gewässern und malerischen Landschaften, wird immer einen besonderen Platz in unseren Herzen haben.
Insgesamt war die Tour mit dem rollstuhlgerechten Hausboot Bunbo entlang der Havel wieder einmal mehr als nur eine Reise - es war eine Reise der Sinne, eine Reise der Entdeckung und eine Reise
der Entspannung. Inmitten der unberührten Natur Brandenburgs fanden wir Ruhe und Erholung. Es war auch eine Reise für die Seele, während wir die Schönheit und Vielfalt der Havel erkundeten.
Für alle, die nach einer Auszeit vom Alltag suchen und die Schönheit der Natur in vollen Zügen genießen möchten, ist eine Tour auf der Havel mit dem Hausboot ein unvergessliches Erlebnis.
Falls Ihr noch mehr über Reisen auf einem gecharterten Hausboot nachlesen wollt: dann schaut doch mal in den anderen Beiträgen der Blog-Kategorie Hausboot nach.
Übrigens: im Spätsommer 2024 geht es für uns erneut auf die Havel, dann aber in größerer Runde: gemeinsam mit Leuchtbiene und Partner, Neffen, Patenkind des Herzens und Nichte nebst Partner, also mit 8 Erwachsenen haben wir zwei große Bunbos gechartert und werden eine Woche gemeinsam schippern und genießen. Ganz sicher werde ich im Anschluss berichten, vielleicht mit einem besonderen Schwerpunkt, wie es den erwachsenen Kindern gefällt?