Die bergische Antwort auf den Eiffelturm

Eingang zum Brückenpark, Haus Müngsten und die Müngstener Brücke
Eingang zum Brückenpark, Haus Müngsten und die Müngstener Brücke

Am Wochenende verlockte das schöne Sommerwetter doch zu einem Ausflug. Und sie stand schon lange auf meinem Wunschzettel: die Müngstener Brücke. Sie ist die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Die stählerne Bogenbrücke ist Teil der Bahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen–Solingen und überspannt zwischen den Städten Remscheid und Solingen in 107 m Höhe das Tal der Wupper. Sie gehört zu den typischen Ausflugszielen meiner Kindheit, egal ob mit Familie und Freunden oder als Ziel des Schulausflugs. Aber seit Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war ich nicht mehr dort. Dabei hatte ich immer wieder gehört und gelesen, wieviel sich dort verändert habe. Und was soll ich sagen: unser Besuch hat sich gelohnt, nehmt Brücke und Park unbedingt auch auf Eure Ausflugszielliste.

 

Der Bau der Brücke am Ende des 19. Jahrhunderts war eine erstaunliche Ingenieursleistung. Sie verwunderte die Menschen damals und galt als deutsche Antwort auf den Pariser Eiffelturm. Schnell entstanden im Zusammenhang mit dem Bauwerk Mythen und Legenden, die sich bis heute als wahre Geschichten erhalten haben. Eine dieser Legenden ist die des goldenen Niets, der angeblich als letzter geschlagen wurde, aber bis heute nicht gefunden wurde. Ein weiterer Mythos ist die angebliche Fehlberechnung der Brücke durch den Konstrukteur Anton von Rieppel. So erzählt man sich immer noch, dass eine Hälfte der von beiden Seiten zugleich gebauten Brücke wieder abgerissen werden musste, da sie nicht in der Mitte zusammenpassten. Andere wiederum behaupten, dass von Rieppel bei Nachberechnungen fälschlicherweise feststellte, dass die Hälften sich nicht zusammenfügen lassen werden oder die fertige Brücke den Belastungen nicht standhalten würde und sich aus Scham darüber von der unfertigen Brücke in den Tod stürzte. Beides ist falsch. Alle Berechnungen waren von Anfang an vollkommen richtig und Anton von Rieppels Leben starb 30 Jahre nach dem Bau der Brücke.

Müngstener Brücke und Brückenpark

Müngstener Brücke - die bergische Antwort auf den Eiffelturm
Müngstener Brücke - die bergische Antwort auf den Eiffelturm

2006 entstand unter der Müngstener Brücke ein Park mit einer Auenlandschaft. Er hat ohne Zweifel das Gelände unter der Brücke für Touristen attraktiver gemacht und sich für die Einwohner der umliegenden Städte zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Zugleich wird große Rücksicht auf den Naturschutz im Gebiet an der Wupper genommen. In diesem Abschnitt hat z. B. der Eisvogel sein Revier.


Hauptattraktion ist eine handbetriebene Schwebefähre, eine auf Seilen über das Wasser schwebende Draisine, mit der Besucher über die die Wupper gehen können. Die Fähre ist ein Unikat - ein Prototyp, der nur für den Brückenpark entwickelt und gebaut wurde. Gemeinsam mit den Fährleuten helfen einige Fahrgäste das andere Ufer mit Muskelkraft zu erreichen. Die Schwebefähre dient ausschließlich zum Übersetzen von Fußgängern samt Kinderwagen, Rollstühlen, Hunden und Fahrrädern. Rund 10 Personen können gemeinsam mit dem Fährmann übersetzen. Die Fahrkarte für eine Fahrt kostet 1,00 Euro pro Person ab 16 Jahren, für Kinder von 3-15 Jahren wie Schwerbehinderte betragen die Fahrtkosten 0,50 Euro. Jedes Fahrrad wird ebenfalls mit 0,50 Euro berechnet. Die Mitnahme von Kinderwagen und Rollstühlen ist dagegen kostenfrei. Kinder unter 3 Jahren fahren ebenfalls kostenfrei. 

Minigolf an der Müngstener Brücke, mitten im Grünen
Minigolf an der Müngstener Brücke, mitten im Grünen

Eine weitere Attraktion ist das Müngstener Rätsel: Dafür  hat die Künstlerin Ulrike Böhme 10 Rätselfragen auf Bodenplatten geschrieben. Die Lösungen findet man im Park verteilt auf stählernen Plattformen, auf denen Lösungen zu lesen und zu hören sind.  Und natürlich kann man hier auch (immer noch) Minigolf spielen, wunderbar im Grünen war es dort am Wochenende richtig voll.

Bergischer Gußzwieback
Bergischer Gußzwieback

Was ich natürlich auch unbedingt mitnehmen musste war Bergischer Gusszwieback. Auch der ist für mich eine Kindheitserinnerung, zum Wochenende brachte mein Vater ihn schon einmal mit, als er in Solingen arbeitete. Was das ist? Traditioneller Zwieback mit einem Guss aus Zucker, Schokolade, nach Kakao oder Vanille duftend, mit Kokos - lecker. Und ein ganz besonderer Genuss ist es, ihn in heißen Milchkaffee zu stippen. Lecker!

Barrierefreiheit

Barrierefrei ist der Park, entlang der Wupper ist es eben und unmittelbar vor der Einfahrt zum Brückenpark (also näher als die allgemein ausgewiesenen Parkplätze für Besucher) gibt es 6 oder mehr beschilderte Behindertenparkplätze. Es gibt barrierefreie Toiletten sowohl im Haus Müngsten als auch eingangs des Parks. Und wir fanden eine sehr schön gestaltete Reliefkarte des Parks und der Brücke mit Braille-Ausschilderungen. Die Gastronomie und die Schwebefähre im Brückenpark wird von einem Integrationsunternehmen betrieben. Damit werden Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt geschaffen.


Habt Ihr auch ein typisches Ausflugsziel Eurer Kindheit?

Was war es und welche Erinnerungen verbindet Ihr damit?

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Heidi Schlicht (Donnerstag, 13 August 2015 15:57)

    Hallo Ulli, Super beschrieben, wie alle Deine Reiseberichte.
    Die Müngstener Brücke will ich dann im nächsten Jahr bei meinem Besuch auch nochmals besuchen. Bin ja schliesslich in Solingen geboren.
    Alles Gute und weiterhin viel Spass beim Schreiben, Heidi

  • #2

    Zypresse (Donnerstag, 13 August 2015 17:42)

    Liebe Heidi, eine gute Idee. Da verabreden wir uns und machen entweder ein schönes Pcknick... oder wir wandern nach Burg an der Wupper entlang und gehen dort eine "Bergische Kaffeetafel" geniessen.