Rheingau - Auf den Spuren des Rieslings - Schloss Johannisberg

Blick über den Rheingau - natürlich vom Schloss Johannisberg
Blick über den Rheingau - natürlich vom Schloss Johannisberg

Für einen Termin musste ich am letzten Wochenende nach Frankfurt. Das Wetter war gut, ich hatte ein wenig freie Zeit und so entschloss ich mich, nicht den direkten und schnellsten Weg in die Mainmetropole zu nehmen sondern stattdessen: schon am Freitag langsam und gemütlich mit dem Cabrio am Rhein entlang nach Hessen zu fahren.

 

Eine gute und sehr richtige Entscheidung. Abgefahren zur Mitte des Vormittags waren die Autobahnen staufrei, die Sonne schien, die Temperaturen waren hochsommerlich warm und ab Koblenz folgte ich dem Rhein aufwärts auf der Bundesstraße, genoss die Ausblicke auf das UNESCO Weltkulturerbe Mittelrhein, sah die Loreley, erfuhr Einblicke in große und kleine, ruhige und trubelige Orte wie St. Goarshausen, Kaub, Lorch oder Rüdesheim.

Schloss Johannisberg im Rheingau

der "Spätlesereiter" im Hof von Schloss Johannisberg
der "Spätlesereiter" im Hof von Schloss Johannisberg

Pünktlich um die Mittagszeit erreichte ich Schloss Johannisberg in Geisenheim, ein traditionsreiches Weingut und eine Weinlage, die zu den besten des Rheingaus zählt. Das Schloss hat eine durchaus wechselvolle Geschichte, gehörte einmal dem Fürsten Metternich und heute gehört es zu Konzern der Puddingfabrikanten aus Ostwestfalen. Unbestritten hat es eine ganz wunderbare Lage inmitten der Weinberge des Rheingaus mit einer zauberhaften Terrasse und großartigen Ausblicken über Reben, Dörfer und das Rheintal.

 

Hier wird seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausschließlich Riesling angebaut. Damals wurden bereits größere Mengen Johannisberger Weins im Keller der Orangerie des Fuldaer Stadtschlosses in Flaschen gefüllt. Dieser Keller, in dem die besten Johannisberger Weine eingelagert wurden, unterstand dem „geheimen Cabinet“, der Privatschatulle des Fürstabtes bzw. Fürstbischofs.

 

Bei diesen Weinen handelte es sich nach heutigen Maßstäben um Auslesen und Beerenauslesen, die von der Johannisberger Domäne erzeugt wurden. Der Beginn dieser Tradition ist, so wird es erzählt, 1775. Alljährlich musste nämlich ein Kurier jedes Jahr eine Probe von Johannisberger Trauben nach Fulda bringen. Dort wurde dann entschieden, ob diese gelesen werden durften, die sogenannte „Leseerlaubnis“ erteilt. in diesem Jahr hatte sich der Kurier um acht Tage verspätet. Die Trauben waren in der Zwischenzeit von Edelfäule befallen; trotzdem kelterte man daraus einen Wein. Noch nie hatte ein Wein so gut geschmeckt, daher hat man ab diesem Zeitpunkt die Lese stets so weit wie möglich hinausgeschoben. Ein Denkmal im Hof des Johannisberger Schlosses stellt eben diesen „Spätlesereiter“ dar.

Vinothek und Gutsrestaurant Schloss Johannisberg

Sonnenterrasse des Gutsrestaurants mit Ausblick
Sonnenterrasse des Gutsrestaurants mit Ausblick

Eine Spätlese habe ich nicht getrunken - aber ich habe die Gelegenheit genutzt, im Gutsrestaurant mit seiner herrlichen Sonnenterrasse und dem Weingarten, mit dem vielleicht schönsten Blick über den Rheingau, eine Kleinigkeit zu essen und ein Glas Johannisberger Riesling zu trinken. Hier hielt ich es also mit dem Sohn Düsseldorf, Heinrich Heine. Der meinte nämlich einmal

 

„Mon Dieu, wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte! Der Johannisberg wäre just der Berg, den ich mir überall nachkommen ließe.“

 

Man sitzt wirklich zauberhaft auf der Terrasse des Gutsrestaurants - auch wenn der Service nicht der allerfreundlichste oder gar herzlich war. Aber so ist das sicher öfter, wenn man in touristisch gut besuchte Lokale einkehrt. An der Qualität meines Käsetellers gab es nichts auszusetzen und ich habe meinen Aufenthalt dort dennoch genossen.

 

Man kann bei einem Besuch einen Rundgang um das Schloss machen und auf der an einer Seite zugänglichen Terrasse des Schlosses den Ausblick auf die Rheingauer Landschaft und über den Rhein genießen. Angeboten werden auch Führungen und Weinproben in einem historischen Holzfasskeller. Die ebenfalls geöffnete Vinothek bietet die Weine der Weingüter Domäne Schloss Johannisberg und Weingut G.H. von Mumm an, man kann diese dort probieren und natürlich auch kaufen.

Vom Schloss Johannisberg ging es gemütlich weiter, durch die Weinberge und auch noch ein Stückchen am Rhein entlang. Mein nächstes Ziel am Nachmittag war Kloster Eberbach. Wie es mir dort gefiel könnt Ihr hier nachlesen.

 

Seid Ihr auch schon einmal im Rheingau gewesen? Was hat Euch dort besonders gut gefallen,

was empfehlt Ihr mir für den nächsten Besuch in dieser schönen Ecke Deutschlands?

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate (Dienstag, 16 Juni 2015 06:27)

    Was für eine gute Idee; so entspannt sollten alle Dienstreisen beginnen und/oder enden! Ich liebe Hessen und den Rheingau und freue mich schon auf Deine Fotos und Eindrücke vom Kloster Eberbach!
    LG Beate, die hoffentlich nicht nachträglich um "Leseerlaubnis" bitten muss ;-)))

  • #2

    Zypresse (Dienstag, 16 Juni 2015 09:01)

    Ja, Beate, da hast Du absolut Recht. Leider klappt das nicht immer... aber man kann sich ja Mühe geben, die Dienstreisen auch so zu nutzen, nicht wahr? Und ich hatte nun auch wirklich ein Riesenglück, so schönes sonniges Wetter, warme Temperaturen - da konnte ich den Rhein wirklich genießen.