Buchheim Museum der Phantasie in Bernried {Werbung ohne Auftrag}

Buchheim Museum der Phantasie in Bernried
Buchheim Museum der Phantasie in Bernried

Buchheim? Buchheim Museum der Phantasie? In Bernried?

 

Dann kam zumindest ein bisschen was: Lothar-Günther Buchheim, Autor des Buches „Das Boot“, nach dem der gleichnamige Film u. a. mit Jürgen Prochnow als Kapitän und Herbert Grönemeyer als Kriegsberichterstatter Leutnant Werner gedreht wurde und der den Regisseur Wolfgang Petersen weltberühmt machte.

 

Aber Buchheim ist viel, viel mehr. Und eine angemessene Würdigung seines Lebenswerkes und seines Schaffens ist mir nicht einmal ansatzweise möglich. Trotzdem war der Sonntag in Bernried, der nicht lang genug war, um alles zu entdecken, ein Erlebnis, das ich gerne wiederholen möchte.

 

Lothar-Günther Buchheim, geboren am 6. Februar 1918 als Sohn der Malerin Charlotte Buchheim in Weimar und am 22. Februar 2007 in Starnberg gestorben, war ein deutscher Maler, Fotograf, Verleger, Kunstbuch- und Romanautor, Filmemacher, Sammler sowie schließlich auch der Gründer des „Buchheim-Museums der Phantasie“ in Bernried. Allein schon die Vielzahl der unterschiedlichen Tätigkeiten macht Lust auf mehr.

Das Museum

Hubschrauber von Siegfried Ulmer
Hubschrauber von Siegfried Ulmer

Schon auf dem Weg vom Parkplatz zum Museumsgebäude fällt auf dem Gelände drumherum ein bunt bemalter Hubschrauber auf. Ein altes Auto von Buchheim, das Siegfried Ulmer, eigentlich Karosseriebauer und Inhaber einer Autowerkstatt, zu einem Unterwassergefährt mit einem Kraken auf dem Dach und anderem Seegetier umgestaltet hat, steht, gebettet auf großen Steinen, vor der Tür. Auch die Lampen auf dem Grundstück, die futuristisch wie aus vergangenen Zeiten wirken und viele weitere Figuren kommen aus der Werkstatt von Ulmer, der die Exponate nach Feierabend aus Metallschrott zusammenschraubt, -lötet und -schweißt.

 

Eine Fußballmannschaft, die sich im Tor versammelt hat, ist auf der Wiese zu sehen und scheint auf die kommenden Ereignisse zu warten. So gut wie nichts ist alltäglich. Das gilt auch für den Blick auf den See.

Papiermaché-Plastik von Karl-Heinz Richter

Papiermaché-Plastik von Karl-Heinz Richter
Papiermaché-Plastik von Karl-Heinz Richter

Sind die Eintrittsformalitäten erledigt, wird das Auge von der Vielzahl der unterschiedlichsten Kunstwerke angezogen und die Frage, wo es zuerst verweilen soll, ist schwierig. Auch hier stehen überall Werke von Ulmer.

 

Und die üppigen Schönheiten von Richter haben die Besucher des Buchheim Museums längst ins Herz geschlossen. Leicht bekleidet oder nackt sitzen oder stehen sie auf den Fluren. Eine dicke, gemütliche Dame mit Blumenkleid sitzt an schönen Tagen stundenlang auf der Empore. Auch die Herren in ihrem fliegenden Schwan machen eher einen gelassenen Eindruck, was für die Herren im Karussell wohl nicht ganz zutreffend ist.

Malerei - Purrmann und der Expressionismus

Blick von oben in die Ausstellung im Buchheim-Museum
Blick von oben in die Ausstellung im Buchheim-Museum

Regelmäßig wechselnd zeigt das Buchheim-Museum Ausstellungen, wie zum Beispiel "Purrmann und der Expressionismus". Die in diesem Fall insgesamt 95 Gemälde und 23 Papierarbeiten von Purrmann sind nach Stillleben, Landschaften und Akten geordnet. Werke von Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff aber eben auch (und wer bis hierhin gekommen ist, den verwundert das nicht mehr) Werke von Lothar-Günther Buchheim finden sich für eine vergleichende Betrachtung zwischen den Werken von Hans Purrmann.

 

Die großzügige Ausstellungsfläche vereinfacht den Vergleich und gibt dem Besucher auch Gelegenheit, das ein oder andere oder mehrere Bilder gleichzeitig aus der Entfernung zu betrachten. Besonderer Gag mit einem Augenzwinkern: Besucherbänke, die "losfahren", sobald sich ein Betrachter darauf nieder lässt. Das nimmt der Kunst ein wenig von ihrer Ernsthaftigkeit und lässt den Besucher auch einmal schmunzeln.

Schloss Zwergapfelkern von Herbert Scherreiks

Schloss Zwergapfelkern von Herbert Scherreiks
Schloss Zwergapfelkern von Herbert Scherreiks

Herbert Scherreiks, geb. am 27. Januar 1930 in New York, USA, war amerikanisch-deutscher Bühnenbildner. Von 1956 bis zu seinem Tod 2016 lebte er im Künstlerhof in München-Neuhausen. Während der gesamten sechzig Jahre baute er an seinem "Schloss Zwergapfelkern". Das im Maßstab 1:25 errichtete Schlossmodell enthält unheimlich viele Räume. Die Einrichtung der Zimmer ist detailverliebt, präzise und zeigt Romanik, Gotik, Renaissance oder Barock. Rund um "Schloss Zwergapfelkern" hängen Taschenlampen, die den Besucher*Innen einen Blick bis in die einzelnen Räume gestatten. Das Schloss wurde dem Museum aus dem Nachlass von Herbert Scherreiks geschenkt und stellt aus meiner Sicht ein weiteres Highlight dar.

 

Das Café Littwin, imaginärer Gastronomiebetrieb und poetisches Ensemble im Buchheim Museum, ist am 19. Juli diesen Jahres neu eröffnet worden. Schöpferin dieser Installation ist die Feldafinger Bildhauerin Angelika Littwin-Pieper, die Lothar-Günther Buchheim wegen ihrer grotesken Typen einen „femininen Grosz“ nannte.

 

Weiterhin gibt es einen Raum mit afrikanischer Kunst und eine Sammlung indonesischer Stabpuppen. Buchheim hat allein über 3.000 gläserne Briefbeschwerer gesammelt, die schon aus Platzgründen nicht alle ausgestellt sind. Einige davon, insbesondere die großen (für welche Briefe die wohl sein mochten?), sind speziell für ihn angefertigt worden. Hinzu kommt eine Sammlung von Miniaturporzellan. Wer das alles abstauben muss, hat viel zu tun. Im Untergeschoss befindet sich ein Zirkus aus Holzfiguren, in dem viele Akteure und Tiere durch einen Knopfdruck in Bewegung versetzt werden können.

 

Wir haben den Tag im Buchheim Museum der Phantasie mit sehr guten Freunden aus München genossen und mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich kann nicht alles beschreiben, was auf diesen 4.000 qm ausgestellt ist. Ich kann nur einen Besuch empfehlen, bei dem jeder selbst das Museum für sich entdecken kann. Es lohnt sich auf jeden Fall. Übrigens ist auch für das leibliche Wohl gesorgt und die Preise sind moderat.

Architektur

Steg über dem See
Steg über dem See

Eigentlich hatte sich Buchheim als Standort des Museums Feldafing, seinen Wohnort, gewünscht. Aber die Bewohner des Ortes haben sich in einem Bürgerentscheid dagegen entschieden. Pech gehabt, kann ich da nur sagen.

 

Das heutige Museum steht deshalb jetzt in Bernried direkt am Ufer des Starnberger Sees. Der Architekt Günter Behnisch hat für die Buchheimschen Sammlungen eine spannende Architektur mit 4.000 qm auf 4 Ebenen geschaffen, die gut zur ausgestellten Kunst passt. Der langgestreckte, einem Schiff nach empfundene und zum Teil in den Hang hineingebaute Baukörper endet in einem zwölf Meter langen Steg, der an seinem Ende über dem See schwebt.

 

Die Reiseule hat gerade eine neue Blogparade gestartet zum Thema: Mein liebstes Museum in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Da bin ich mit diesem Beitrag doch gerne dabei!

Online im Buchheim Museum

Screenshot von https://sammlung.buchheimmuseum.de/werk/0.00006b
Screenshot von https://sammlung.buchheimmuseum.de/werk/0.00006b

*editiert am 07.04.2020

Mehr als hundert Gemälde und Druckgrafiken aus der Sammlung von Lothar Günther Buchheim kann man auf der Internetseite des Museums anschauen. Schon seit Ende 2019 veröffentlicht das Museum im Zuge der Provenienzforschung Kunstwerke, zu denen bereits Forschungsergebnisse vorliegen. Jetzt werden auch Bilder online gestellt, deren Herkunft noch nicht lückenlos recherchiert werden konnte.

Barrierefreiheit und weitere Informationen

Parkplatz für Rollstuhlfahrer am Museum
Parkplatz für Rollstuhlfahrer am Museum

Das Museum ist behindertengerecht ausgestattet: Alle Ebenen des Ausstellungsbereiches können mit Aufzügen erreicht werden. Bei Bedarf werden auch Rollstühle zur Verfügung gestellt. Behindertentoiletten sind ebenfalls vorhanden. Auf Nachfrage können Familien mit Kleinkindern museumseigene Buggys ausleihen.

 

Die Parkplätze für Inhaber der blauen Parkberechtigung befinden sich in der Nähe des Eingangs. Auf dem eigentlichen Besucherparkplatz wird auch gesondert darauf hingewiesen.

 

Öffnungszeiten

  • April bis Oktober
    Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr
  • November bis März
    Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr
  • Geschlossen am 24.12. und 31.12.

Eintrittspreise

  • Erwachsene 9,50 €
  • Kinder bis 6 Jahre frei
  • Jugendliche 6-17 Jahre, Schüler, Studenten, Behinderte 5,00 €
  • Familienkarte (2 Erwachsene und Kinder) 21,00 €

Buchheim Museum

Am Hirschgarten 1

82347 Bernried

Tel: 08158 - 99 70 20

Fax: 08158 - 99 70 61

info@buchheimmuseum.de

 

Offenlegung: Wir haben die Reise nach Bayern, Unterkunft und Verpflegung aus eigener Tasche bezahlt. Hier ist nichts gesponsert worden. Da wir das Reiseziel, Museum, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Hotels usw. bewerben bzw. einen Besuch dort empfehlen, meinen nun verbraucherschützende Gerichte, wir müssten diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.

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Kommentare: 4
  • #4

    Burkhard von PixelWo.de (Saturday, 06 July 2019 14:05)

    Tolles Museum, das Buchheim Museum der Phantasie. Die Fotos gefallen mir und ich würde es gerne einmal besuchen. Leider ist es 716 km entfernt und so schnell werde ich da wohl nicht hinkommen. Schade.

    LG Burkhard

    P.S. Ich habe deine Beitrag auf meiner Seite verlinkt.
    https://www.pixelwo.de/erdoelmuseum-in-deutschland/

  • #3

    Katja | Hin-Fahren (Sunday, 30 June 2019 10:45)

    Das ist ja ein tolles Museum und wunderbare Fotos. Ich habe direkt Lust loszufahren. Sehr gerne habe ich Deinen Bericht in meinem Beitrag zum Museum in Haguenau verlinkt.
    Liebe Grüße Katja
    https://www.hin-fahren.de/elsassfahrt-besuch-im-historischen-museum-haguenau/

  • #2

    Nicolas (Tuesday, 04 July 2017 20:32)

    In der Tat ein tolles, spannendes und interessantes Museum an unserem Münchner Haussee ;-) - hoffentlich kommt ihr bald wieder, damit wir weitere Museen & Co. erkunden können. Kompliment übrigens auch an den Kameramann des Moving Bench #2 Videos, sehr gut gemacht!!

  • #1

    Beate (Monday, 03 July 2017 10:01)

    Was für ein interessantes, lebendiges Museum! Hatte noch nie davon gehört - und auch nicht von Angelika Littwin-Pieper. Deren Werke bestimmt mein Highlight gewesen wären. Neben den fahrenden Bänken ;-)
    Danke für diesen kurzweiligen Bericht und die Anregung!
    LG Beate