Johannesburg - Panorama Route - Ankunft und erste Tage


Three Rondavels
Three Rondavels

Der Flug von Düsseldorf nach Heathrow war ausgebucht aber sonst ohne Besonderheiten. Der Rollstuhl fand sich beim Ausstieg direkt am Gate vor. Der Gang durch den Terminal 5 und die erneute Sicherheitskontrolle ging erstaunlich schnell und dann blieb uns nur noch, auf den Abflug nach Johannesburg zu warten. Zunächst haben wir ein nettes und verspätetes Mittagessen im Restaurant Giraffe genossen, toller Blick in den Terminal und auf das Flugfeld, ordentliches Essen und sehr netter und freundlicher Service. Danach ein wenig duty free shoppen (längst nicht so billig, wie man uns immer glauben machen will), noch ein Glas Wein und die fünf Stunden Wartezeit hatten wir herum gebracht.

 

Der Flug nach Johannesburg war ebenfalls ausgebucht – aber wir hatten nette Plätze und konnten es uns recht bequem machen. Ein Gin Tonic in der Luft als Aperitif, ein Wein zum (sehr mäßigen) Dinner. Ich habe vom Filmprogramm nichts mehr mitbekommen. Schlafen war mir lieber. Ärgerlich, dass die Kabinenbesatzung meinte, mich für das wirklich wenig Appetit machende Frühstück wecken zu müssen.

 

Etwas vor der Zeit (10 Minuten zu früh) sind wir in Johannesburg gelandet. Die Crew hat den Gatten aus dem Sitz geholt, der Rollstuhl war dieses Mal eh in der Kabine mitgeflogen – also waren wir vollständig. Nach Einreiseformalitäten, Zähneputzen war unser Gepäck schon vom Band geräumt, fand sich aber am BA Schalter rasch wieder. Dann noch Geld getauscht, eine südafrikanische SIM Karte fürs Handy gekauft und schon konnten wir bei der „roten“ Firma unseren Mietwagen abholen. Wie immer dauerte es ein wenig länger, zudem war der Wagen (ein silberfarbener VW Polo mit Stufenheck) irrtümlich bereits an einen anderen Kunden ausgegeben worden. Zum Glück war der noch nicht davon gefahren – der Papierkrieg wurde für ihn rückabgewickelt und wir waren endlich auf der Straße.

 

Noch ein kurzer Stopp in Boksburg zum Wasser und Snacks kaufen und dann ging es los in Richtung Witbank (jetzt eMahlahlehni). Von dort weiter auf der N4 und abgebogen Richtung Sabie. Keine Besonderheiten unterwegs, nur mittelstarker Verkehr und gegen 16 Uhr waren wir bei Böhm's Zeederberg Country House angekommen. Unsere Zimmer lagen in einem Bungalow mit getrennten Eingängen, waren nett und gemütlich eingerichtet und boten einen wunderbaren Ausblick über die waldige Berglandschaft.

 

Abendessen gab es in Hazyview, an Perrys Bridge bei Kuka. Bemerkenswert dort? Nur der ungewöhnlich gut gelaunte und freundliche Salomon im Service.

 

Zurückgekehrt in unsere Unterkunft freuten wir uns alle auf ein gemütliches Bett und einen erholsamen Nachtschlaf. Dieser war aber leider für den Afrika-Neuling mit ein wenig Aufregung verbunden. Waren wir doch grad dabei, uns für die Nacht einzurichten, da klopft es an die Tür:. „Bei mir ist so ein Tier an der Wand, direkt über meinem Bett… kann ich unbesorgt schlafen gehen?“ Also auf, mit Taschenlampe bewaffnet und nachgesehen. Ja, unbesorgter Nachtschlaf – es ist ein Gecko.

 

Panorama Route

Three Rondavels an der Panorama Route
Three Rondavels an der Panorama Route

Am nächsten Tag starteten wir nach einem guten Frühstück in Richtung Panorama Route. Auf Empfehlung unseres Gastgebers, Thomas, wegen des Wetters beginnend im Norden, bei den drei Rondavels. Danach ging es weiter zu den Bourkes Luck Potholes.

 

Aber ganz in Ruhe und der Reihe nach. Der Blick aus dem Fenster und von der Terrasse verhieß nichts Gutes: es war grau und Wolken zogen an den Bergen entlang. Dabei sollte es doch heute zu zahlreichen Aussichtspunkten gehen. Wie schade. Also zunächst einmal auf zum Frühstück mit allem was das Herz begehrt: Müsli, Joghurt, verschiedene Eier, Toast, Wurts und Käse. Danach war zumindest unsere Stimmung deutlich aufgehellt.

 

Mit einem kleinen Stopp in Sabie um Getränke und ein paar Kekse für den Tag zu kaufen ging es los in Richtung Panorama Route. Das ist eine Straße in den nördlichen Ausläufern der Drakensberge in Mpumalanga. Entlang des in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Steilhanges bricht das südafrikanische Hochland (Highveld) in das bis zu 1.000 Meter tiefer gelegene Flachland (Lowveld) ab, wo sich der Kruger-Nationalpark befindet. Die Strecke bietet – entsprechendes Wetter vorausgesetzt - weite Ausblicke in die Ebene, beispielsweise bei God’s Window. Zu den bekannten Canyons entlang der Strecke gehört der Blyde River Canyon, der an den bizarren Erosionsformen der Bourke’s Luck Potholes seinen Ausgang nimmt. Daneben entstanden durch Erosion zahlreiche Wasserfälle wie die Macmac Falls, Lisbon Falls und Berlin Falls. An der Panorama Route liegt auch die historische Goldgräberstadt Pilgrim’s Rest, die seit 1998 ein Nationaldenkmal ist.

MacMac Falls

Mac Mac Falls
Mac Mac Falls

Auf dem ersten Teil unseres Tagesausfluges gab es nicht viel zu sehen: es war und blieb grau und verhangen, sodass wir uns den Abstecher zu God’s Window gleich geschenkt haben. Unser erster Halt war an den Mac-Mac Falls (nicht für Rollstuhlfahrer zugänglich). Zunächst mussten wir – das kannten wir noch nicht – Parkgebühren, also Eintritt bezahlen. Die vielen Stände mit Souvenirs waren professionalisiert, d. h. mit festen Dächern und Plattformen versehen. Die Fälle selbst erreicht man nach einem kleinen Spaziergang. Zu sehen sind sie von einer mit Zaun gut gesicherten Plattform. Das besondere an den MacMac Falls ist, dass es sich um einen Doppelwasserfall handelt. Je nach Jahreszeit ist einer der beiden Wasserfälle schwächer. Wir konnten davon leider kaum etwas erkennen.

Three Rondavels

Three Rondavels
Three Rondavels

Weiter ging es zu den Three Rondavels. Die Felsformation besteht aus drei runden Felsen, die an die traditionellen Rundhütten erinnern. Normalerweise hat man vom Aussichtspunkt auch einen tollen Ausblick auf den Blyde River, der sich tief unten zu einem Stausee verbreitert und bis in das Lowveld hinein – das war uns leider nicht vergönnt. So haben wir nach einem kleinen Rundgang (für Rollstuhlfahrer leicht erreichbar) und ein paar Fotos kehrt gemacht und sind weiter gefahren.

Bourke's Luck Potholes

Bourkes Luck Potholes
Bourkes Luck Potholes

Unser nächstes Ziel waren die Bourke’s Luck Potholes (für Rollstuhlfahrer gut, allerdings nicht vollständig erreich- bzw. erwanderbar). An der Einmündung des Treur River in den Blyde River ist durch die Erosion des fließenden Wasser im Dolomitgestein ein Canyon entstanden, der später in den Blyde River Canyon übergeht. Durch Auswaschungen, insbesondere durch die Bewegung von Steinen in Strudeln, sind tiefe Strudellöcher und Röhren in das Felsgestein geschliffen worden. Ihren Namen hat die Sehenswürdigkeit nach dem Goldsucher Tom Bourke, der an diesem Ort eine geringe Menge Gold fand (die zugehörige Goldader befand sich jedoch außerhalb seines Claims).

Pilgrims Rest

Royal Hotel in Pilgrim's Rest
Royal Hotel in Pilgrim's Rest

Über eine Schotterstraße parallel zur R 532 (von unserem Gastgeber zu Recht als landschaftlich besonders schön empfohlen) ging es dann weiter in Richtung Pilgrim‘s Rest (für Rollstuhlfahrer gut mit einem Spaziergang zu erkunden). Pilgrim's Rest ist ein historisches Goldgräberstädtchen. Im Jahre 1873 streifte Allec Patterson durch die dicht bewaldete, hügelige Landschaft. Am Pilgrim's Creek wurde er schließlich fündig. Goldklumpen glänzten im klaren Wasser. „The pilgrim can rest!“, also „Der Pilger kann sich ausruhen!“ soll er gerufen haben. Der Goldrausch ließ nicht lange auf sich warten. Goldgräber strömten nach Pilgrim's Rest und ließen sich entlang des Bachs nieder. Der kleine Ort wuchs explosionsartig. Die Goldfunde von Pilgrim's Rest erwiesen sich als die ergiebigsten Goldvorkommen im südlichen Afrika. 1895 wurde die Transvaal Gold Mining Estate Ltd gegründet, die nach und nach die kleinen - meist nur 50 Quadratmeter großen - Claims aufkaufte. Das Unternehmen arbeitete rentabel bis Mitte des 20ten Jahrhunderts. Erst 1971 waren die Vorkommen erschöpft und der Betrieb wurde eingestellt. 1972 wurde Pilgrim's Rest von der Regierung übernommen und zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Die alten Gebäude im Ort wurden sorgsam renoviert, wobei der ursprüngliche Charakter erhalten blieb. Heute ist das Dorf also ein Museumsdorf. Wir machten eine kleine Pause bei Kaffee bzw. kühlen Getränken. Immerhin regnete es nicht – wirklich afrikanisches Wetter war das aber auch nicht, was uns unser Urlaubsland bisher bot.

Speisekarte für's Dinner bei Böhm's
Speisekarte für's Dinner bei Böhm's

Via Graskop – wo wir einen enttäuschten Blick zum Himmel richteten und beschlossen, dass der liebe Gott sein Fenster heute wohl verhängt gelassen hatte (will heißen: God’s Window bot keine spektakuläre Aussicht über das Lowveld) und wir daher keinen Abstecher über die R 534 machen würden – und Sabie kehrten wir zurück in unsere Unterkunft. Am Morgen haten wir das Dinner des Abends im Haus bestellt, die Speisekarte sah auch wirklich vielversprechend aus. Und so genossen wir noch ein wenig Ruhe, einen Kaffee auf der kühlen Terrasse und dann einen wunderbaren Sundowner oder Aperitif am Kamin von Böhm’s Zeederberg Country House, gefolgt von einem runden Menü und einem kleinen Absacker wieder vor dem Kamin.

 

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Die kompletten Fotos unserer Südafrikareise 2012 gibt es bei flickr.

 

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